Selbstorganisiert Lernen
Selbstorganisiertes Lernen ist aus dem schulischen Kontext nicht mehr weg zu denken. Seine Bedeutsamkeit ist für alle Schularten gleich groß und erleichtert das schulische Lernen nicht nur während des Präsenzunterrichts sondern vor allem bei Phasen von Distanzunterricht.
Was versteht man unter selbstorganisiertem Lernen?
- Laut "Ganztägig bilden" ist das selbstorganisierte Lernen kein neues Konzept im Sinne der Wissenschaft, das eine bestimmte Abfolge von Lehr- und Lernmethoden innerhalb einer Unterrichtseinheit vorsieht.
- Selbstorganisiertes Lernen bedeutet vielmehr, den Lernenden Kompetenzen zu vermitteln, die sie befähigen, ihren Lernprozess eigenständig zu strukturieren, zu ordnen und zu organisieren. Dabei wechseln sich individuelle und kollaborative Lern- und Arbeitsphasen ab.
- Der Begriff des selbstorganisierten Lernens beinhaltet auch Aspekte des selbstgesteuerten bzw. selbstregulierten Lernens. Gelegentlich werden die Begriffe als Synonyme verwendet.
- Beim selbstorganisierten Lernen verändert sich auch die Rolle der Lehrkraft (vgl. cognitive apprenticeship, scaffolding, fading).
- Das gezielte Feedback zu Reflexionen und Lerntagebüchern der Schülerinnen und Schüler seitens der Lehrkraft, der Eltern und der MitschülerInnen ist beim selbstorganisierten Lernen ein wichtiger Aspekt .
Welche Rolle übernimmt die Lehrkraft beim selbstorganisierten Lernen?
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Im Sinne des Scaffolding und Fading übernimmt die Lehrkraft zu Beginn noch alle Teile der Aufgabe, welche nicht selbst bewältigt werden können und reduziert dann angemessen nach und nach die Unterstützung.
- Die Lehrkraft übernimmt auch die Rolle der Organisatorin bzw. des Organisators der Lernumgebung. Sie stellt den Lernenden alle notwendigen Materialien, auch individualiserte bzw. differenzierende Aufgaben, Lern-Apps, digitale Medien oder Tools zur Verfügung.
- Während der lern- oder übungsaktiven Zeiten übernimmt die Lehrerin/der Lehrer eine beratende Funktion für die Schülerinnen und Schüler.
- Außerdem begleitet sie/er den Lernprozess und steht den Lernenden als verlässliche Ansprechpartnerin bzw. Ansprechpartner zur Verfügung. Dies ist vor allem während den Phasen des Distanzunterrichts von großer Bedeutung.
- Wichtig ist zudem die Rolle des gezielten Feedbacksgebers/Feedbackgeberin zu den Reflexionen und Lerntagebüchern seitens der Lehrkraft.
Welchen Nutzen hat selbstorganisiertes Lernen?
- Wesentlicher Vorteil des selbstorganisierten Lernens ist die Erhöhung der individuellen Freiheit der Schülerinnen und Schüler hinsichtlich des „Wann, Was, Wo, Mit wem, Mit welchen Hilfsmitteln?"
- Des Weiteren unterstützt das selbstorganisierte Lernen die Schülerinnen und Schüler in ihrer Persönlichkeitsentwicklung vor allem im Hinblick auf Selbstkompetenz, Methoden- und Medienkompetenz.
- Das selbstorganisierte Lernen bietet zudem eine ideale Möglichkeit, Präsenz- und Distanzunterricht eng miteinander zu verzahnen.
Welche Voraussetzungen erfordert das selbstorganisierte Lernen?
Selbstorganisiertes Lernen funktioniert nicht von heute auf morgen:
- Die Lernenden müssen sukzessive mithilfe von entsprechenden Unterrichtsarrangements an selbstorganisierte Lernformen (Lernstrategien, Wochenplanarbeit, Projektarbeit, Lerntagebuch, Selbstkontrolle, Selbstreflexion…) herangeführt werden, um die notwendigen Kompetenzen schrittweise zu erwerben und einzuüben.
- Es ist daher wichtig, Phasen des Präsenzunterrichts zu nutzen, um den Schülerinnen und Schülern Strategien, Techniken und Methoden des selbstorganisierten Lernens wie z. B. Lernstrategien für das Lösen von komplexen Lern- und Arbeitsaufgaben, das Arbeiten mit dem Tages- und Wochenplan sowie Aufgaben mit Selbstkontrolle und -reflexion anzubieten und diese einzuüben. So kann dann in Phasen von Distanzunterricht problemlos und rasch auf diese erworbenen Kompetenzen zurückgegriffen werden.
- Es empfiehlt sich daher auch, den Umgang mit digitalen Endgeräten sowie Lern-Apps oder anderen digitalen Plattformen und Tools bereits im Präsenzunterricht zu erproben und einzuüben.
Hier finden Sie Beispiele für